Schaut man sich die Vergangenheitswerte an, sollten die Kryptoinvestments kurz vor und knapp zwei Jahre nach dem Halving bzw. für die eher Makro orientierten: nach Lockerung der Geldpolitik wieder deutlich ansteigen.
Aber ist die aktuelle Situation wirklich mit den letzten Zyklen vergleichbar? Mir kommen da große Zweifel, denn die globale Lage unterscheidet sich doch gewaltig. Anstatt minimaler unbedeutender Kriegshandlungen in den hintersten Ecken der Welt, ist die westliche Welt, also die, die die überwiegende Wirtschaftskraft stellt, mittlerweile in zwei Kriegsschauplätze in den eigenen Reihen involviert: Ukraine und Israel. Mir geht es hier nicht um die politische Dimension dieser kriegerischen Auseinandersetzungen, denn sonst würde ich als Pazifist meinen Versuch einer neutralen Betrachtung aufgeben müssen – mir geht es um die wirtschaftliche Komponente dieser Kriege.
Denn machen wir uns nichts vor, weder kämpft in der Ukraine nur die Ukraine gegen Russland noch in Israel nur der Staat Israel gegen Hamas und Hisbollah. In der Ukraine kämpft der Westen gegen Russland und in Israel der Westen gegen die religiös-fanatischen Islamgruppen und Islamstaaten. Beides sind keine regionalen Kriege sondern Stellvertreterkriege, die vom Westen mit Unsummen subventioniert werden müssen, weil sonst sowohl der Ukrainekrieg als auch die Invasion Israels längst zu Lasten der westlich orientierten Länder beendet wäre.
Also kosten zwei Kriege viele Milliarden Steuergelder, die gar nicht vorhanden sind, da die meisten westlichen Staaten aktuell mehr oder weniger von linksorientierten Politikern gelenkt werden, denen Klimafragen, Genderthemen und Sozialsubventionen mehr am Herzen liegen als elementare Staatsaufgaben wie Infrastrukturerhalt, öffentliche Ordnung und Verteidigung. Dies führt nicht nur dazu, dass die Bevölkerung sich immer mehr von ihren Politikern distanziert sondern auch dazu, dass die kritische Meinung für die Herrschenden mittlerweile so gefährlich geworden ist, dass Meinungs- und Pressefreiheit weltweit unterdrückt wird . Aber ich schweife ab...
Fest steht daher aber, dass die Kosten der Kriegsunterstützung nicht aus dem Etat, sondern nur durch zusätzlich Schulden finanziert werden können. Dies wiederum führt dazu, dass die staatliche Nachfrage hoch bleibt obwohl die Notenbanken die Zinsen erhöht, was die Nachfrage bremsen sollte. Tatsächlich driftet damit aber die Situation weiter aus dem Ruder, denn die Zinsen steigen und eine Zinssenkung kommt so schnell nicht in Betracht, da die von staatlicher Nachfrage getriebenen Wirtschaftszweige boomen (Rüstung, E-Autos, Solar) und die schrumpfenden Bereiche kompensieren, sodass die erhoffte Wirkung (Begrenzung der Inflation) ausbleibt. Das Problem ist nur, dass die meisten Menschen von den gestiegenen Preisen enorm betroffen sind. Exemplarisch schaue ich einmal auf die größte Volkswirtschaft, nämlich die Vereinigen Staaten, bei denen die privaten Kreditkartenschulden neue Höchststände erreicht haben. Kein Wunder, da die Kreditkartenzinsen zwischen 15 und 29 Prozent liegen. Dazu muss man wissen, das in den USA viele Finanzierungen über Kreditkartenkredite und nicht über Bankkredite laufen.
Oder werfen wir einen Blick auf Auto-Finanzierungen. Je nach Bonität (in den USA gibt es einen Kreditscore für jede Person, der unmittelbaren Einfluß auf den Zinssatz hat) liegen die Zinsen zwischen 5 und 14 % für Neuwagen und zwischen 7 und 21 Prozent bei Gebrauchtwagen. Diese Zinssätze haben sich in nur 18 Monaten vervielfacht. In Amerika sind viele Menschen aber auf ein Auto angewiesen, da oft 200 Kilometer am Tag für Fahrten zur Arbeitsstelle anfallen. Öffentliche Verkehrsmittel sind im Gegensatz zu Deutschland keine Alternative wenn man außerhalb der Großstädte wohnt. Die Annuitäten (also die Summe aus Tilgung und Zinsen) erreichen so leicht 2,5% der Kreditsumme im Monat. Da auch die Hypotheken auf 8 Prozent angestiegen sind, können viele Amerikaner ihre Schulden nicht mehr begleichen oder zum Mindesten nicht reduzieren. Mittlerweile sind über 6 % der Kreditschuldner nicht mehr in der Lage, ihre monatlichen Raten zu erfüllen, da die Kreditlimits ihrer Kreditkarten ausgeschöpft sind! Das ist der höchste Stand seit 30 Jahren !
Die Staatsschulden explodieren genauso, weil die Kriegsausgaben und die enormen Zinszahlungen zu einem exponentiellen Anstieg der Zahlungsverpflichtungen führen, die wiederum nur durch neue Schulden beglichen werden können, die natürlich wieder hohe zusätzliche Zinsbelastungen bedeuten.
Das Problem dabei ist, dass Staatsschulden ja nicht von irgendeiner Partei aufgenommen werden, sondern alle Bürger letztlich die Schulden ihres Landes begleichen müssen. Das kann nur auf zwei Arten geschehen: entweder durch Steuererhöhungen oder durch Abwertung der Währung, also Inflation. In vielen Staaten der westlichen Welt sind die Steuern aber bereits so hoch, dass man kaum noch deutliche Erhöhungen umsetzen kann – das bedeutet, die Staaten brauchen Inflation um den Wert ihrer Schulden wieder zu senken und die Relation durch erhöhtes Einkommen und damit höhere Steuern zu verbessern. Um es mit einem Beispiel zu veranschaulichen: Wenn der Staat eine Billion Schulden hat und die Steuereinnahmen 100 Milliarden bei einem Steuersatz von 50 % betragen, bringt eine Inflation von 10 Prozent die Steuereinnahmen auf 110 Milliarden, so dass sich die Relation von 1:10 auf nur noch 1:9 verschoben hat und 10 Milliarden zusätzlich zur Tilgung (oder bei unseren Politikern realistischer: für Zinsen) zur Verfügung stehen.
Wenn aber die Inflation länger auf hohem Niveau bleibt und viele Haushalte kaum in der Lage sind, ihre Schulden zu begleichen, woher soll dann das Geld für neue Investments kommen. Ja, die Wohlhabenden können wieder aus Cash in andere Assets umschichten, aber ob dies bei hoher Inflation und hohen „risikolosen“ Zinsen von Anleihen im erhofften Maße passieren wird ist fraglich.
Vielleicht brauchen wir zunächst mehrere Regierungswechsel weltweit um zu einer solideren Finanzpolitik und einem Unternehmer freundlicheren Umfeld zurückzukehren.
Außerdem ist die in China zu beobachtende Tendenz zur staatlichen Kontrolle und Regulierung der Unternehmen gefährlich für das weltweite Wachstum, da damit die Wachstumsraten (und somit die Käufe in der westlichen Welt) geringer sein werden, was auch das Wachstum der Handelspartner limitieren sollte.
Erst wenn die Staaten Probleme bekommen, ihre Staatsanleihen pünktlich zu bedienen, weil neue Schulden am Markt nicht mehr ohne Bedenken bzw. nur zu noch höheren Risikoaufschlägen akzeptiert werden, steigt der Druck auf die Notenbanken so stark an, dass die Geldpolitik trotz hoher Inflation wieder gelockert werden muss. Je länger die Notenbanken warten, umso stärker muss die Geldpresse arbeiten.
Im Ergebnis bedeutet das, dass wir vielleicht erst später einen Bullenmarkt sehen könnten, der dann aber vielleicht stärker ausfallen könnte, weil wir erst kurz vor dem Kollaps des Geld/Währungssystem den Hebel umgelegt haben...
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