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FED - Meine Interpretation von Powells Kommentaren

Von allen Marktteilnehmern mit Spannung erwartet, kam die 0,75-prozentige Zinserhöhung ohne Überraschung. Keine Überraschung freut die Märkte natürlich immer, so dass die Aktienkurse unmittelbar danach stiegen und natürlich auch Krypto mitzogen.

Die anschließende Pressekonferenz, bei der es wie immer keinen konkreten Ausblick gab, ließ hingegen viel Spielraum für das Lesen zwischen den Zeilen. Hier werden sich - je nach persönlicher Erwartungshaltung - unterschiedliche Interpretationen ergeben.

Um die mittelfristigen Aussichten für die Märkte prognostizieren zu können, muss man zunächst wissen, welche Zinserwartung die Märkte denn bereits eingepreist hatten, denn die Entwicklung der Zinserhöhung ist ja kein neues Thema und Jerome Powell hat ja bereits im September die Handlungsrichtung der FED klargemacht.

Die amerikanischen Aktienmärkte sind bisher von zwei weiteren Zinserhöhungen im Dezember und Januar mit einem angestrebten Zinsniveau zwischen 4,5 und 4,75 % ausgegangen. Die in der Regel noch konservativeren Anleihe-Märkte haben sogar ein rund 5-prozentiges Zinsniveau eingepreist.

Durch die Vorwegnahme dieser Zinserhöhungserwartung in der Preisfindung an den Börsen, können also nur solche künftigen Änderungen den Markt beeinflussen, die unterhalb oder oberhalb der eingepreisten Ziel-Zinssätze liegen.

Der FED-Chairmen hat klargemacht, dass die Inflationsbekämpfung eindeutig im Vordergrung steht und die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und Devisenkurse (Stärkerer Dollar) keine Priorität für die amerikanische Zentralbank haben ("werden natürlich auch berücksichtigt"). Die amerikanische Konjunktur sei im Vergleich zu Europa und Japan stark. Der Arbeitsmarkt mit seiner Vielzahl an offenen Stellen signalisiere das Gegenteil einer Rezession (extremly tight, out of balance). Ein Konjeunkturrückgang mit einer ersten Entlassungswelle von Arbeitskräften würde also zunächst eher die Balance wiederherstellen und die FED noch nicht beunruhigen. Das Gremium hat also nicht die Sorge, dass die Zinserhöhungen gravierende Auswirkungen auf die Konjunktur haben würden.

Natürlich würde man zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Inflationszahlen über mehrere Monate gesunken seien, die Zinsen nicht weiter erhöhen und erst einmal die Auswirkungen beobachten ("at some point", "some ways to go" ).

Die FED müsse konsequent handeln und weitere Zinserhöhungen auf den Weg bringen ("ongoing increses", "ground left to cover"). Im Genesatz zum zurückliegenden Septembertreffen der FED habe sich die Situation aber verschärft, die Haushalte hätten immer noch Ausgabereserven und würden daher den Verbrauch nicht ausreichend reduzieren. Die Höhe des angestrebten Zinsniveaus, mit dem man der Inflation Einhalt gebieten könnte, müsse daher erhöht werden! ("higher level than expected in the September meating") - Die Aufgabe der FED sei nicht, die Märkte zu beruhigen, sondern konsequent die Inflation zu bekämpfen.

Es käme in der Zukunft nicht so sehr auf die Höhe der Zinsschritte, sondern vielmehr auf das zu erreichende Zinsniveau an, was aus meiner Sicht für eine Reduzierung der Zinsschritte auf jeweils 0,5 Prozentpunkte spricht.

Natürlich wird die FED ihren Kurs anpassen, wenn es eine dramatische Änderung an der "Inflationsfront" gibt, aber die Liquiditätslage an den Rentenmärkten und die kurz vor der Inversion stehenden Zinsen beunruhigen die FED - im Gegensatz zu den Aussagen vom Sommer - nicht, da es mehr ein Marktanpassungsvorgang im Zuge der Vorwegnahme von Erwartungen sei.


Aus diesen Andeutungen zwischen den Zeilen interpretiere ich, dass das Zielzinsniveau höher als bisher erwartet, also möglicherweise deutlich über 5 Prozent hinaus steigen wird, dass es im nächsten Jahr noch mehrere Zinsschritte, aber keine 0,75%-Schritte mehr geben wird.


Ich erwarte, dass zunächst die Anleihemärkte mit Kursverlusten eine weitere Erhöhung einpreisen werden, dass aber auch die Aktienmärkte folgen und weiter korrigieren und die Oktobertiefs zum Mindesten testen müssen. Dem können sich die Kryptomärkte dann voraussichtlich auch nicht entziehen. Gäbe es nicht die Unberechenbarkeit durch die Ergebnisse der Zwischenwahlen in Amerika, sollte der November ausnahmsweise ein roter Monat werden...


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